Kurioser Kachelmann Prozess: Beobachtungen des 1. Prozesstags

Na endlich, Herr Kachelmann, es geht doch! Endlich zeigen Sie dem ehrenwerten Gericht die Zähne und stellen einen Befangenheitsantrag.

Nur leider ist jetzt das Landgericht Mannheim zu Ihren Gunsten nicht so schwatzhaft wie zu Ihren Lasten. Denn wir hätten allzu gerne von den Gründen Ihres 67-seitigen Befangenheitsantrags erfahren. Es scheint ja ein bisschen was zusammen gekommen sein.

Und in der Tat: Das was wir wissen, meine ich, reicht schon aus, dass Richter Seidling diesen Prozess nicht entscheiden darf. Ich hatte in meinem blog bereits Anfang Juli hierauf hingewiesen. Und Richter Seidling scheint immer nervöser zu werden.

Wie bild.de meldet, soll Richter Seidling den Heidelberger Psychiater Hartmut Pleines zum Prozess bestellt haben. Er soll Kachelmann während der Verhandlungstage beobachten und den Wahrheitsgehalt der Aussagen Kachelmanns einschätzen. Unfassbar ist das! Die ureigenste Aufgabe des Gerichts wird auf einen Psychiater übertragen. Und dann noch einen aus Heidelberg? Mit dem wohlmöglich das Ergebnis des Gutachtens am Stammtisch ausdiskutiert wurde?

Nein, nein, so geht das nicht! Richter Seidling kann sich nicht so seiner Verantwortung entziehen. Herr Kachelmann darf nicht seinem gesetzlichen Richter entzogen werden, indem das Gericht für den Prozess einen Psychiater zur Beurteilung des Wahrheitsgehalts von Kachelmanns Einlassung bestellt. Wahrscheinlich würde demnächst dann auch noch ein Gutachter zur Abfassung des Urteils beauftragt. Und überhaupt: Was ist mit der Beurteilung des Wahrheitsgehalts des mutmaßlichen Opfers während der Hauptverhandlung? Wurde hier auch ein Psychiater bestellt? Oder geht das Gericht davon aus, dass das mutmaßliche Opfer „gerichtsbekannt“ wahrheitsgemäß aussagen wird?

Und warum muss das mutmaßliche Opfer erst am Ende des Prozesses aussagen, während alle anderen Zeugen aus dem Umfeld Kachelmanns schon zu Prozessbeginn aussagen müssen. Wohlgemerkt handelt es sich hier um Zeugen, die zum angeblichen Tatgeschehen nicht das Geringste beitragen können.

Fragen über Fragen, die im Laufe des Prozesses zu beantworten sein werden. Eines ist aber am 1. Prozesstag deutlich geworden: Kachelmanns Crew hat dazu gelernt während das Gericht der öffentlichen Beurteilung nicht mehr gewachsen zu sein scheint und die für die Entscheidung dieses Falls erforderliche Souveränität des Gerichts erhebliche Einbußen erlitten hat.

Yes, we do!