Warnung vor Investitionen in Aktienähnlichen Rechten der Triodos Bank (TAR)

Die niederländische Triodos Bank N.V. (Triodos) mit deutscher Zweigniederlassung in Frankfurt am Main beschreibt sich selbst gerne als Nachhaltigkeitsbank, die in einen positiven Wandel investiert. Mit der Kraft des Geldes will die Triodos die Welt zum Guten verändern, so ist es jedenfalls auf der Homepage der Triodos zu lesen. Das hört sich zunächst einmal gut an, ohne Zweifel.

Doch man darf sich von den hochtrabenden Worten nicht täuschen lassen. Gutes haben die TAR-Investoren der Triodos jedenfalls bisher nicht erlebt. Was ist passiert? Im Jahr 2011 bot die Triodos öffentlich, unter anderen auch Verbrauchern eine Investition in Aktienähnliche Rechte der Triodos Bank (TAR) an. Insgesamt soll es hier 40.000 Investoren geben. Die Triodos behauptet, die TAR seien "depository receipts" nach niederländischem Recht. Der Investor erhalte für sein Geld "die Chance auf Dividende sowie auf Preissteigerungen der TAR".  Die TAR seien in dem "internen Markt" der Triodos für TAR handelbar. Zwar gebe es Beschränkungen, diese ergäben sich aus den administrativen Beschränkungen zwischen der Bank und dem Emittenten der TAR, einer Stiftung niederländischen Rechts, die 100 % der Aktien an der Triodos Bank N.V. hält.

Was das für Beschränkungen sein sollen hat die Triodos nicht näher erläutert. Es kam dann wie es kommen musste: Die Triodos setzte im März 2020 den "internen Handel" aus, da sich die Nachfragen nach TAR-Verkäufen so sehr verstärkten, sodass die regulatorischen Beschränkungen zur Rückzahlung von Eigenkapital nicht mehr funktionieren konnten, so die Begründung der Triodos. Nachdem der interne Handel am 13. Oktober 2020 dann wieder aufgenommen worden war, setzte die Triodos den internen Handel aufgrund der hohen Anzahl von Verkaufsaufträgen am 05.01.2021 wieder aus. Seit diesem Zeitpunkt wurde der interne Handel nicht wieder aufgenommen. Das Kapital der Investoren ist quasi eingefroren. Wer bislang meinte, dass sei nur bei russischen Oligarchen möglich, wurde jetzt eines Besseren belehrt.

Es kam aber noch besser für die TAR-Investoren. Zum 31.12.2021 hat die Triodos eine Schätzung (!) eines TAR-Anteils auf € 59,00 vorgenommen, nachdem zuvor ein Preis von um die € 81,00 pro TAR ermittelt wurde. Angeblich könne eine Feststellung eines aktuellen Handelspreises nicht erfolgen, da der Handel ausgesetzt sei. Von der Ermittlung des wöchentlichen TAR-Preises durch Teilung des Nettoinventarwertes (NAV) mit der Anzahl der ausgegebenen TAR ist auf einmal keine Rede mehr. Die Preisfeststellung könnte aber zweifellos durchgeführt werden und steht somit in keinem tatsächlichen Zusammenhang mit der Aussetzung des Handels.

Was der Triodos dem Aufhübschen ihres Eigenkapitals diente hat bei den Investoren damit zu einem erheblichen Verlust ihres Vermögens geführt.

Entgegen der Auffassung der Triodos handelt es sich bei der Anlage in TAR nach meinem Dafürhalten auch nicht um Depository Receipts, da die TAR nicht an die Aktien gekoppelt sind und sich keinerlei Rechte in Zusammenhang mit der Triodos-Aktie ergeben. Es handelt sich hier vielmehr um Genussrechtskapital, da der Investor mit dem Erwerb eines TAR gerade kein Eigentumsrecht erwirbt, sondern ein Vermögensrecht: er überlässt dem Unternehmen für bestimmte Zeit Kapital und wird dadurch zu dessen Gläubiger.

Dann sind wir jedoch beim Vermögensanlagegesetz (VermAnlG), das Blindpool-Investitionen verbietet und auch insbesondere bei nachtragspflichtigen Umständen ein Nachtragsprospekt fordert. Die Triodos scheint das nicht weiter zu interessieren, sodass im Weiteren das Anlagemodell "TAR" in aufsichtsrechtlicher, zivilrechtlicher und möglicherweise auch in strafrechtlicher Hinsicht aufzuarbeiten sein wird.

Und zu guter Letzt einen Tipp an alle Investoren: Investieren Sie nur in Anlagemodelle, von denen Sie etwas verstehen. Lassen Sie sich nicht von reinen Werbeaussagen blenden. Studieren Sie die Bedingungen ihrer Beteiligungen ganz genau und vor allem: Investieren Sie nicht am Grauen Kapitalmarkt.